Weshalb ist die regelmäßige Zahnpflege notwendig?
Pferde kauen unter wildtierähnlichen Haltungsbedingungen über 16 Stunden am Tag. Damit it ist ihr Kauapparat eines der meistbeschäftigten "Organe". Störungen führen deshalb zu einer dauerhaften Beeinträchtigung des Wohlbefindens und oft zu weitreichenden Schäden.
Hier einige Beispiele für die Auswirkungen von Zahn-Gebiss-Problemen:
Offensichtlicher Zusammenhang bei Störungen im Verdauungssystem:
- Kaustörungen
- Kieferblockade
- Maulgestank
- Zahnschmerzen
- Fisteln
- Zubildungen im Kopf-Zahn-Bereich
- Blutungen aus dem Maul
- Futterwickel
- Pfriemenkauen
- Abmagerung
- Kotwasser
- Veränderter Speichelfluss
- Kot mit groben Futterpartikeln
- Kolik
Gekoppelte Probleme:
- Rittigkeit
- Biegt sich schlecht nach einer Seite
- Wehrt sich gegen das Gebiss
- Kopfschütteln
- Kopfschmerzen
- Ohrenschmerzen
- Kopfschiefhaltung
- Rückenschmerzen
- Gelenkschmerzen (Hüftgelenk)
- Lahmheit
- Fruchtbarkeitsproblem
Zahnwechsel
Mit 5 Jahren hat das Pferd sein vollständiges Gebiss, d.h. alle Milchzähne sind gewechselt und alle bleibenden Zähne vorhanden. Bis zu diesem Zeitpunkt sind dann auch schon fast alle Zahn-Gebiss-Probleme, die sich im Laufe des Pferdelebens ergeben, angelegt.
Das Schlüssel-Schloss-Prinzip
Durch einen ungleichen Zahnwechsel entstehen ungleiche Zahnhöhen, welche dann zu einer Verriegelung des Gebisses führen. Es kann nicht mehr normal gekaut werden. Eine regelmäßige Kontrolle und gegebenenfalls Behandlung schon in den ersten 5 Lebensjahren kann dem Pferd viele Leiden ersparen.
Mit einem gesunden Gebiss ergibt sich ein perfektes Zusammenspiel von Kieferbewegung, Zunge, Rachen, Kehlkopf, Zungen und deren zugehörigen Muskelgruppen. Die Kaubewegung muss harmonisch und zyklisch erfolgen.
Das Kiefergelenk ist ein multifunktionelles "Organ". Neben seiner mechanischen Rolle bei der Kaubewegung ist es auch ein Sinnesorgan, welches wie Auge und Ohr dem Körper Informationen über sein Gleichgewicht gibt und damit der Bewegungskoordination dient.
Schädel bei geschlossenem Kiefer und Bewegungsrichtungen des Kiefergelenks.
Das Zungenbein spielt ebenfalls eine zentrale Rolle im Kau- und Bewegungsapparat. Es ist das Bindeglied zwischen Verdauungs- und Bewegungsapparat. Störungen seiner Funktion beeinträchtigen den ganzen Körper und können sich auch energetisch wie Narbenstörfelder bemerkbar machen.
Das Zungenbein (in Abbildung gelb) dient der Aufhängung der Zunge. Die kurze Zungenbeinmuskulatur arbeitet im Schädelbereich. Die lange Zungenbeinmuskulatur reicht zu Schulter und Brustbein.
Störungen, die von den Zähnen ausgehen, versucht das Pferd zuerst über das Kiefergelenk, dann über das Zungenbein und anschließend über den 2.-4. Halswirbel zu kompensieren (absteigende Läsion). Es können aber auch Störungen vom 1. Halswirbel ausgehen, welche dann Zahnprobleme verursachen (aufsteigende Läsion).
Zahnaufbau
Zahnabnutzung und Futteraufnahme
Idealvorstellung ist eine gleichmäßige Abnutzung aller Zähne, so dass Kauflächen, Winkel, Kauausschlag, Kieferfunktion und damit auch normale Krafteinwirkungen erhalten bleiben. Ursprünglich war das Pferd ein Steppentier:
- Futtergrundlage ein rohfaserreiches, festes, auf meist kargen, sandigen Böden wachsendes Gras
- Schneidezähne dienten als Mähwerk
- Durch das Abbeißen von erdigen/sandigen Grashalmen wurden die Schneidezähne beansprucht und abgenutzt
Die Backenzähne werden pro Jahr um ca. 2-3 mm abgewetzt, Schneidezähne unter unseren Haltungsbedingungen deutlich weniger. Pferdezähne werden daher, nachdem sie ihre volle Länge erreicht haben, jedes Jahr kürzer, so dass ein altes Pferd (zw. 25 und 40 Jahren) nur noch Zahnstummel besitzt.
Ein Modell zur Krafteinwirkung auf Schädelknochen, Kiefergelenk und Zähne
Die Kaumuskulatur versucht durch zyklisch reibende Bewegungen des Unterkiefers, die Backenzähne gleitend aufeinander zu pressen. Die Bewegungsrichtungen sind vorwärts, rückwärts und seitwärts. Die Kaumuskulatur presst dadurch Ober- und Unterkiefer aufeinander. Gegenlager sind Schneidezähne und Kiefergelenk.
Kieferverformung
Durch Kieferverformung entsteht ein erhöhter Druck auf Kiefergelenk und Schneidezähne, deren Winkel sich dadurch verändert. Die Art der Verformung hängt von der Stabilität der einzelnen Strukturen und damit auch wesentlich von der Kopfform ab.
Behandlungsgrundsätze
Pferdezähne sind empfindliche, lebende Strukturen, die mit Schmerz-, Druck- und Stellungsrezeptoren ausgestattet sind. Um die lebenden Strukturen nicht zu schädigen, ist die Kühlung von rotierenden elektrisch angetriebenen Werkzeugen (Diamantschleifer) mit Wasser notwendig. Dies reduziert gleichzeitig die Staubbelastung der Lungen von Behandler, Pferd und Helfer.
Die Behandlung erfolgt stets unter Sicht- bzw. Tastkontrolle. Funktionstests vor der Behandlung geben Aufschluss über deren Notwendigkeit und informieren danach über deren Erfolg. Es darf nur so viel Zahnsubstanz entfernt werden wie unbedingt notwendig ist, um volle Funktion und Schmerzfreiheit zu erreichen.
Behandlungsangebote
- Zahn-Gebissregulierung für eine optimale Kaufunktion und Tiergesundheit
- Zahnextraktionen am stehenden Pferd über die Maulhöhle
- Parodontosebehandlungen